Kreativität ist etwas einzigartig Menschliches. Geprägt von Emotionen und Erfahrungen. KI kann zwar Muster erkennen, doch echte Inspiration bleibt ihr verwehrt.
Aber bedeutet das, dass Kreativität ein gänzlich menschliches Thema ist und bleibt und KI dort nichts verloren hat?
Das wichtigste zuerst:
- Kreativität basiert auf Intuition und persönlichen Erfahrungen.
- KI kann bestehende Inhalte kombinieren, aber keine originellen Ideen entwickeln.
- Menschliche Kreativität lebt von Fehlern und Zufällen, die Maschinen nicht zulassen.
Kann ich Kreativität automatisieren?
Du sitzt vor einem leeren Blatt Papier. Du wartest auf diesen einen Moment, diesen Funken, der aus dem Nichts auftaucht und plötzlich alles verändert. Und manchmal ist dieser Moment aber auch der Flow, der einfach nicht abbricht. Einfach ein kreativer Tag.
Genau dieser Moment ist es, der kreative Arbeit so einzigartig macht.
Doch was passiert, wenn wir versuchen diesen Funken mit KI zu imitieren?
Können Algorithmen und künstliche Intelligenz wirklich Kreativität automatisieren – oder stoßen sie dabei an ihre Grenzen?
Was bedeutet Kreativität eigentlich genau?
Kreativität beschränkt sich nicht auf das Kombinieren bekannter Informationen. Sie bedeutet, originelle und unerwartete Lösungen zu entwickeln, die vorher nicht existierten.
Ein kreativer Mensch erkennt nicht nur Muster, sondern bricht sie bewusst auf, um Neues zu schaffen. Oder nutzt Transferdenken, um das zu erreiichen.
Maschinen (aka KI) hingegen sind hervorragend darin, Muster zu erkennen und zu reproduzieren. Doch echte Geistesblitze, die aus dem Nichts entstehen, bleiben ihnen verwehrt. Denn Kreativität lässt sich nicht programmieren. In der Transferleistung hingegen sind Algorithmen hervorragend.
Intuition und Emotionen: Warum Maschinen hier scheitern
Ein großer Teil kreativer Prozesse läuft unbewusst ab und wird stark von Emotionen beeinflusst. Künstler, Autoren oder Designer greifen auf Gefühle, Stimmungen und spontane Eingebungen zurück, um ihre Werke zu erschaffen. Genau hier liegt eine entscheidende Grenze der KI: Maschinen besitzen keine subjektiven Empfindungen oder echte Inspiration. Sie können zwar emotionale Inhalte simulieren, aber niemals authentische Gefühle erleben oder ausdrücken.
Menschliche Kreativität lebt von Erfahrungen
Unsere Kreativität speist sich aus persönlichen Erlebnissen, kulturellem Kontext und sozialer Interaktion. Jeder Mensch sammelt im Laufe seines Lebens einzigartige Erfahrungen, die seine Sichtweise prägen und ihm ermöglichen, neue Ideen zu entwickeln. KI-Systeme hingegen greifen ausschließlich auf bereits existierende Daten zurück. Sie haben keine eigenen Erfahrungen, keine kulturelle Prägung und keine sozialen Interaktionen, die ihre Sichtweise verändern könnten. Dadurch bleibt ihre Kreativität zwangsläufig oberflächlich und begrenzt.
Warum Fehler und Zufälle entscheidend sind
Viele bahnbrechende Ideen entstehen durch Zufälle oder sogar Fehler. Der berühmte Klebezettel Post-it entstand beispielsweise aus einem misslungenen Klebstoffexperiment. Maschinen sind jedoch darauf programmiert, Fehler zu vermeiden und Prozesse zu optimieren. Genau diese Effizienz verhindert oft, dass KI-Systeme wirklich innovative Lösungen entwickeln. Denn Kreativität braucht Raum für Experimente, Irrwege und unerwartete Wendungen – etwas, das Maschinen nur schwer zulassen können.
Originalität versus Kombination vorhandener Inhalte
KI kann wirklich, wirklich beeindruckende Inhalte erzeugen. Das basiert aber immer auf a) den Trainingsdaten und b) dem Prompt des Users. KI ist also z u100 % von einem menschlichen Input abhängig.
Und da etwas neues aus bestehenden Werken entsteht, weil diese analysiert und neu kombiniert werden, ist dann logisch.
Doch echte Originalität entsteht nicht allein durch Rekombination. Künstler erschaffen Werke, die sich nicht einfach aus bestehenden Mustern ableiten lassen. Sie überschreiten Grenzen, hinterfragen Konventionen und schaffen etwas völlig Neues. KI-generierte Inhalte wirken dagegen oft wie gut gemachte Kopien – technisch beeindruckend, aber selten wirklich originell.
Der kreative Prozess ist nicht linear
Kreativität folgt keinem geraden Weg. Ideen entstehen durch spontane Assoziationen, unerwartete Sprünge und Umwege. Ein Schriftsteller beginnt vielleicht mit einer Idee, verwirft sie wieder, entdeckt dabei aber eine völlig neue Richtung. KI-Modelle hingegen arbeiten sequenziell und vorhersehbar (aber nicht deterministisch). Sie folgen klar definierten Algorithmen und können daher kaum spontane kreative Sprünge vollziehen. Genau diese Unvorhersehbarkeit macht menschliche Kreativität so wertvoll und einzigartig.
Aber: Neuere Modelle simulieren diese Art und Weise des Denkens (und legen diese sogar offen). Eventuell wird das in Zukunft relevanter.
Die Grenzen KI-generierter Kunst und Literatur
KI-generierte Bilder, Musikstücke oder Texte sind mittlerweile beeindruckend realistisch. Doch oft fehlt ihnen Tiefe, Authentizität und emotionale Resonanz. Menschen spüren (noch) intuitiv den Unterschied zwischen echter, emotionaler Kunst und algorithmisch erzeugtem Content. KI-Werke wirken oft „falsch“.
- Die Töne wirken irgendwie seltsam aneinandergereiht. Die Stimme ist blechern.
- Die Bilder haben Artefakte und unerwartetes Rauschen.
- Bei Fotos sieht alles besser aus, als in der Realität.
- Texte nutzen immer und immer wieder die gleichen Phrasen (die ich beim natürlichen Schreiben mittlerweile so krampfhaft versuche zu vermeiden, dass es immer schwieriger wird.)
Es fehlt im wahrsten Sinne des Wortes die persönliche Handschrift, die individuelle Perspektive und die emotionale Tiefe fehlen, die menschliche Kreativität auszeichnen.
Was ist echt? Wem gehört das geistige Eigentum?
Mittlerweile gibt es Rechtsprechung zum Thema. KI-Kunst ist nur urheberrechtlich schützbar, wenn es einen nennenswerten Beitrag des Menschen gab, um dieses Ergebnis zu erzielen.
Und ich habe hier ein plakatives Beispiel für dich. Im folgenden, KI-generierten (nur mit DALL-E) Foto, siehst du eine Felltasse. Es war ein einfacher Prompt, einfach sowas wie „16:9 photograph, sharp focus, dslr, studio lighting of a teacup made from brown fur“.
Klar sichtbar sind Artefakte und irgendwie ist mir auch das Fell zu ungepflegt.
Ich hab es absichtlich nicht überarbeitet. Mein Punkt ist: Eine solche Felltasse, diese Idee, dieses Objekt, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Meret Oppenheimer aus dem Nichts erschaffen. Es war eine vollkommen irre Idee, die sie als Schülerin des Surrealismus, des Dadaismus umgesetzt hatte. Und wir können es einfach faken.

Warum Haltung zählt
Echte kreative Werke sind oft Ausdruck individueller Identität, Werte und moralischer Haltung. Sie erzählen eine Story. Ein Künstler verarbeitet persönliche Überzeugungen, gesellschaftliche Themen oder ethische Fragen in seinen Werken und gibt etwas von sich preis. Kunst ist persönlich. Kunst ist intim.
KI hingegen besitzt keine eigene „Meinung“, keine moralische Haltung und keine authentische Identität. Nur das, war wir mitgeben. Und das, was wir als „moralisch richtig“ definiert haben“: Und das, was die Trainingsdaten vermitteln (Stichwort Bias: Warum sind generierte Fotos von Frauen immer so wahnsinnig dünn?)
Mensch-KI-Kollaboration: Gemeinsam besser statt automatisiert schlechter
Statt Kreativität automatisieren zu wollen, liegt die Stärke von KI darin, den kreativen Prozess zu unterstützen. Beispielsweise in Form von Chatbots oder KI-Bildgeneratoren.
KI-Tools können dir Ideen vorschlagen, Inspiration liefern oder repetitive Aufgaben übernehmen. Du kannst dich inspirieren lassen, schnell einmal etwas ausprobieren, das leere-Blatt-Problem umgehen.
Doch die finale kreative Entscheidung (und auch die Anstrengung der grauen Zellen, damit etwas bei herauskommt), die Auswahl und Bewertung von Ideen, bleibt immer beim Menschen. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es, die Stärken von Mensch und Maschine optimal zu kombinieren, ohne dabei die Einzigartigkeit menschlicher Kreativität zu verlieren.
Und ganz ehrlich… Wer sich dagegen versperrt wird wahrscheinlich in nicht allzu ferner Zukunft Probleme haben, noch mit den Entwicklungen Schritt zu halten.
Kreativität automatisieren – warum das nicht funktionieren wird
Kreativität automatisieren zu wollen, ist ein verlockender Gedanke. Wie cool wäre es, wenn wir einfach Kreativität auf Knopfdruck hätten?
Ist der Gedanke dumm? Gierig? Neugierig?
Ich weiß es nicht.
Eins ist klar: Echte Kreativität entsteht aus Emotionen, Erfahrungen, Fehlern und spontanen Eingebungen – Faktoren, die KI nicht besitzt.
Wir können (und sollten) KI dafür verwenden, um kann kreative Prozesse zu unterstützen, aber niemals vollständig ersetzen. Denn am Ende ist es genau dieser menschliche Funke, diese unvorhersehbare Inspiration, die kreative Werke einzigartig macht und die Maschinen niemals imitieren können.
Deshalb mein Appell: Zeig deine Menschlichkeit! (automatisiere aber das repetitive Zeug, das dich davon abhält… 😉)